(Eintracht-Stadion, 22500 Zuschauer)

Alle Jahre, oder sagen wir lieber alle 3 Jahre wieder dasselbe Szenario, letzter Spieltag und es geht um alles; '02 das Spiel gegen Wattenscheid mit dem Siegtreffer von Piorunek in letzter Sekunde und dem Aufstieg in Liga Zwei. '05 das nervenaufreibende 3:2 gegen Bielefeld, bei dem ein Lattentreffer der Gäste in der Nachspielzeit fast noch den Aufstieg gekostet hätte. Allerdings im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren hatte es Eintracht diesmal nicht selbst in der Hand. Bei einem eigenen Heimsieg gegen Dortmund 2 mußte entweder Emden in Wob verlieren oder Essen durfte nicht gegen Lübeck gewinnen. Eine schier schlechte Konstellation. Aber wie konnte es soweit kommen?
Eine Rückblende: Nach der Verpflichtung Möhlmanns war letztes Jahr große Erleichterung zu spüren, das der Wunschkandidat in der schlechten Situation des Vereins eine Zusage erteilte. Man vertraute ihm voll und ganz, die dritte Liga schien sicher in der Tasche zu sein. Dann der Saisonstart mit 3 Punkten aus 8 Spielen mit derben Heimpleiten wie das 1:3 gegen 10 Babelsberger, das 1:4 gegen Wuppertal und dem 3:5 gegen Union nach zweimaliger Führung. Die Partie gegen Cottbus (5:0) sollte dann die entgültige Wende einleiten, es folgten noch weitere sechs Spiele ohne Niederlage. In Düsseldorf hatte man dann das erste mal die Gelegenheit auf Platz 10 zu springen! 90. Minute 1:0 Führung und Elfmeter für Eintracht: Horacek übernimmt Verantwortung und ballert die Murmel weit über's Tor, im direkten Gegenzug ist die Hintermannschaft unsortiert und es fällt der Ausgleich zum 1:1...ein herber Rückschlag. Dies wirkte sich auch auf Moral und Selbstvertrauen aus, die folgenden Spiele gegen Ahlen und in Dortmund gingen verloren, man war von Platz 10 auf einmal wieder Welten entfernt.
Am folgenden Spieltag fing dann die Rückrunde an. Möhlmann forderte ein Neubeginn von der Mannschaft, der noch nicht mal wackelnde Bock sollte endlich umgestossen werden. Und es funktionierte; Winterübergreifend gelangen vier Siege in Folge die Platz 10 wieder näher brachten. Aber jedesmal wenn die Chance kam auf Platz 10 zu springen, wurde im Kollektiv versagt. In Cottbus kam die nächste Gelegenheit zumindest über Nacht mal auf Platz 10 zu klettern, aber ein müder Kick reichte nur zu einer 2:3 Niederlage. Der Mannschaft schien zum Saisonende die Luft auszugehen. Es kam zu vielen unnötigen Unentschieden, insgesamt 12! mal wurde eine Führung verspielt. Bei Union zur Halbzeit (2:0) fast schon der sichere Sieger, am Ende war man am Rande einer Niederlage (2:2). Aber auch bei wichtigen Spielen wie in Dresden (1:1) und Magdeburg(1:1) wurden Führungen gegen Saisonende immer wieder aus der Hand gegeben. Unrühmlicher Tiefpunkt war dann das 3:3 nach zweimaliger Führung gegen Lübeck. Da stand der Abstieg so gut wie fest. Nach einer weiteren Niederlage in Oberhausen zog dann Möhlmann die Konsequenzen und bot seinen Rücktritt an.
Die letzten drei Spiele sollte Lieberknecht das Zepter in die Hand nehmen. Zum Einstand gab es ein 1:1 gegen Aufstiegsanwärter Düsseldorf (selbstredend nach Eintracht-Führung), was wie so oft zum sterben noch zu viel und zum Leben zu wenig war. Die letzte Chance nutzte Eintracht mit dem Überraschungssieg in Ahlen. Da Essen jedoch in Magdeburg gewann, ergab sich die anfangs genannte schlechte Ausgangsposition für den letzten Spieltag. Man war halt abhängig von anderen.
Gegen Dortmund boten die blaugelben eine mäßige Leistung, so das zusätzlich die Angst aufkam, Eintracht könnte es trotz Schützenhilfe noch vergeigen...was wäre das für ein Fiasko. In der zweiten Hälfte warf Eintracht dann alles nach vorne und nach Foul an dem heute agilen Kumbela verwandelte Nastase, der wegen eines verschossenen Elfmeter von seinem letzten Verein suspendiert wurde, sicher zur viel umjubelten 1:0 Führung. Als dann noch Kumbela selbst in der 81. Minute für das 2:0 sorgte war der Drops auch auf Grund der Dortmunder Körpersprache gelutscht. Jetzt konnte auf die anderen Plätze geschaut werden...überall noch 0:0. Hoffentlich fällt gar kein Tor mehr dachte man, dann reichts für Platz 10. Immer wieder kamen Falschmeldungen über eine Wolfsburger Führung, aber es stimmte nie. Gegen 15:14 sprang dann plötzlich die gesamte Ersaztbank auf und man wußte sofort, da muss was passiert sein. Es sprach sich rum wie ein Lauffeuer, Lübeck hatte tatsächlich kurz vor Schluss per Konter die 1:0 Führung erzielt. Der Jubel kannte keine Grenzen, im Stadion skandierten 22000 'Lübeck' Sprechchöre. Wer hätte gedacht, das es jemals so etwas gibt. Man kann sich nur beim VfB bedanken, das sie in Essen am letzten Spieltag noch mal genauso viel Einsatz zeigten, wie Wochen zuvor beim 3:3 gegen uns. Respekt!
Somit ist eine weitere Horror-Saison, in der Eintracht 37 Spieltage lang auf einem Abstiegsplatz stand, doch noch positiv beendet worden, auch wenn 'nur' das Minimalziel erreicht wurde. Aber das ist denke ich jedem egal, da uns jetzt schon sicher geglaubte Jahre in der Regionalliga erspart bleiben. Ein Aufstieg aus der Regionalliga wäre sicherlich sehr schwer geworden, da allein ein Hauf von Amateuren rauf in die dritte Liga möchte. Da ist die Aufgabe Klassenerhalt in der dritten Liga wesentlich einfacher zu meistern, wenn auch kein Selbstgänger.
Was mich betrifft bin ich natürlich auch überglücklich, das das nicht mehr für möglich gehaltene noch erreicht wurde und wir nächste Saison ins Stuttgarter Degerloch fahren und nicht die Schmach von Hannover 2 über uns ergehen lassen müssen. Für Lieberknecht und die Vereinsführung heißt es jetzt Hausaufgaben machen was die Transferpolitik betrifft. Denn es sind noch einige Spieler im Kader, die definitiv nicht drittliga tauglich sind und möglichst bei anderen Vereinen unterbracht werden sollten. Auf einfachem Wege wird man sie auf Grund von gültigen Verträgen ja leider nicht los. Dafür sollten dann noch ein paar gute Neuverpflichtungen getätigt werden, damit die nächste Saison nicht wieder zur Zitterpartie wird.
Während dies alles getätigt wird, werde ich jetzt einfach mit bester Laune die EM geniessen und mich auf die kommende Saison freuen.

In diesem Sinne bis zur nächsten Spielzeit

Rossi